Positionspapier des SPD-OV Mitte-West zur Entwicklung des Bachstraßenareals
Standpunkt zur Entwicklung des ehemaligen Klinikstandortes „Bachstraße“
Die geplante Umnutzung des ehemaligen Klinikstandorts an der Bachstraße bietet eine
historische Chance für Jena: ein neuer Ort für Wissenschaft, Kultur und Zusammenleben
mitten in der Stadt. Der SPD-Ortsverband Jena-Mitte-West begrüßt das Engagement der
Stadtverwaltung und die breite Bürger*innenbeteiligung ausdrücklich. Gleichzeitig sehen
wir erhebliches Potenzial, das Projekt noch stärker mit den Bedürfnissen der
Stadtgesellschaft zu verzahnen und damit tragfähig und lebendig zu gestalten.
1. Nutzungsmöglichkeiten für die Stadtgesellschaft
Ein lebendiges Stadtquartier entsteht durch Vielfalt. Deshalb setzen wir uns dafür ein,
dass im Areal Räume frühzeitig geöffnet und Zwischennutzungen ermöglicht werden –
etwa für Kultur, Soziales, Kreativwirtschaft und niedrigschwellige Begegnungsorte.
Konkret fordern wir:
- Eine Nutzung der Bunker nach Hamburger Vorbild als Orte für Musik, Tanz und
Subkultur. Zum Beispiel könnten sie zu Probe- und Aufnahmeräume
umfunktioniert werden. - Flächen für Sprayerinnen mit Unterstützung von Künstlerinnen aus der Szene
(„Sprayer für Sprayer“). - Gemeinsame Entwicklung erster offener Räume mit Initiativen aus der
Stadtgesellschaft. - Ziele für Bummler: ein Café, Restaurant, Bäcker oder immer wechselndes Pop-Up-
Streetfood. - Die Verwandlung des Bachstraßenareals durch großflächige Entsiegelung in eine
innerstädtische Klimaoase, als Kontrast zur asphalt- und betongeprägten
Umgebung. - Insbesondere ansprechende öffentliche Grünflächen:
Öffentliche Grünflächen mit Aufenthaltsmöglichkeiten für alle Altersklassen machen
das Areal für alle Bürger*innen attraktiv. Dazu gehören zum Beispiel ausreichend
Sitzmöglichkeiten und räumliche Trennung verschiedener Bereiche. Diese
Grünflächen müssen konsumfreie Räume darstellen. Angebote wie eine
Tischtennisplatte oder Basketballplatz machen das Areal für Jugendliche attraktiver,
ein Spielplatz würde es für Familien attraktiver machen. Sowohl Sportmöglichkeiten
als auch Spielangebote fehlen bisher im Westviertel.
2. Form der Bachstraße
Damit das Areal von den Bürger*innen als Teil der Innenstadt aufgenommen wird und
auch an Wochenenden lebendig ist, dennoch den Charme eines alten Klinikareals behält,
muss die Struktur das reflektieren:
- Das Areal muss viele Grünflächen, die sich voneinander abheben und möglichst
wenig versiegelte Flächen aufweisen. - Aus Jeder Himmelsrichtung, insbesondere von Norden, Westen und vom
optischen Museum aus, müssen klare Zugänge zum Areal bestehen. Wenn es
weiterhin so abgeschlossen wirkt, wird es nicht richtig in die Innenstadt
eingebunden. - Aus dem Westviertel auf dem Weg in das Zentrum muss das Areal gut zu fuß
durchquerbar sein. - Auch wenn neue Häuser gebaut werden, muss der Bestand renoviert und weiter
genutzt werden.
Deshalb und durch die geringe Anzahl an großen Neubauten und Aufstockungen, scheint
uns das Modell Solitäre am attraktivsten: Es bietet viele Grünfläche, die auch
voneinander getrennt sind und scheint erreichbare Ziele zu bieten, 3 große Baustellen
werden eher alle fertiggestellt als 20 kleine.
3. Wissenschaft erlebbar und zugänglich machen
Die geplante Nutzung durch die Zahnmedizin, Pharmazie und weitere Fachbereiche
bietet die Möglichkeit, Wissenschaft im Alltag sichtbar und nutzbar zu machen. Die
Forschung soll erlebbar sein – für alle, z. B. durch öffentliche Gesundheitsangebote,
Aufklärung, Citizen Science oder Bildungskooperationen. Ausstellungen – wie man sie
etwa im Eingangsbereich der ThULB sieht – könnten hier auch Forschung sichtbar und
verständlich machen.
4. Geschichte bewahren – Denkmalareal und Identität
Der historische Kontext des Areals – insbesondere mit Blick auf Pathologie, Kesselhaus
und Denkmalbereiche – muss bewahrt und gleichzeitig in die Zukunft gedacht werden.
Hier sehen wir Chancen, Orte der Erinnerung in Orte der Begegnung zu verwandeln.
5. Breite gesellschaftliche Verankerung durch Namensgebung
Die Bezeichnung „Wissenschaftscampus“ wirkt technokratisch und schließt potenziell
gesellschaftliche Gruppen aus, die keine direkte Verbindung zu Universität oder
Forschung haben. Eine offenere, inklusivere Namensgebung kann zur Identifikation der
Bürger*innen mit dem Quartier beitragen. Wir schlagen vor, eine öffentliche Diskussion
über alternative Namen anzustoßen.
6. Verlässlichkeit schaffen – diesmal muss es gelingen
Die Entwicklung des Areals geht in die dritte Runde seit der Wende. Für uns ist klar:
Diesmal muss es gelingen. Die Stadt Jena leistet solide Vorarbeit – nun braucht es eine
gemeinsame, abgestimmte Strategie mit allen Akteuren, insbesondere auch mit dem
Freistaat Thüringen und den Eigentümergemeinschaften.
Wir fordern:
- Einen verbindlichen Planungsrahmen mit Zeitplan und Mitspracherechten der
Stadtgesellschaft. - Politischen Druck auf Landesebene, um Investitionen und Unterstützung
abzusichern. - Ein transparentes Vorgehen zur Stärkung der beteiligten Akteure
(„Erbengemeinschaft“).
7. Beteiligung dauerhaft sichern
Die begonnenen Beteiligungsformate sind ein guter Anfang. Doch Beteiligung darf nicht
bei einem Spaziergang enden. Wir fordern eine kontinuierliche Bürgerinnenbeteiligung über die gesamte Laufzeit des Projekts hinweg. Dazu gehören auch feste Ansprechpartnerinnen, regelmäßige Infos und barrierefreie Informationskanäle.
Ansprechpartner*innen und Gremien, mit denen weiter kooperiert werden sollte:
- Lena Uhlenbrock, drudel 11 e. V.
- Katrin Hitziggrad & das Team von „Die Zukunftsoptimisten“
- Die politischen Vertretungen der Bürger*innen: die Ortsteilrate Jena-West und
Jena-Zentrum - Gremien der FSU, z.B. der Studierendenrat, Fachschaftsräte und Fakultätsräte
- Umliegenden Akteure, z.B. das Optische Museum, die Goethe Galerie, Jenoptik,
die IGS Grete Unrein
Fazit:
Das Bachstraßenareal ist nicht nur ein Standort für Wissenschaft, sondern eine Chance für ein neues Kapitel urbanen Lebens in Jena. Wir vom SPD-Ortsverband begleiten den Prozess – kritisch, sozial und offen für neue Ideen aus der Stadtgesellschaft.