Mit Unverständnis hat der Ortsteilbürgermeister von Jena-Nord, Christoph Vietze, die Empfehlung des Jugendhilfeausschusses vom 31.03.21 zur Kenntnis genommen, dass der vom Stadtrat letztes Jahr einstimmig geforderte Bau einer Kindertagesstätte im Nordraum wieder gestrichen werden soll. Die Fraktion Büdnis90/Die Grünen legte, zusammen mit Vertretern von Trägern anderer Kindergärten, dem Jugendhilfeausschuss einen entsprechenden Änderungsantrag zum Kindertagesstättenbedarfsplan 2020/21 vor in dem es schlicht heißt „Auf die Errichtung eines zusätzlichen Kindergartens „Am Oelste“ wird verzichtet“.

Vietze sagt dazu: „Diese Empfehlung geht komplett an den grundlegenden Bedürfnissen gerade der Jenaer Kinder und Eltern vorbei. Das ausgerechnet die Grünen einen Änderungsantrag einbringen, der mit dem Prinzip „Kurze Beine, kurze Wege“ bricht und zur Lösung der schon jetzt massiven Unterdeckung des Nordraums mit Kitaplätzen empfiehlt, die Eltern sollten sich doch im Südraum der Stadt eine Kita suchen, ist abwegig und wird zusätzlichen Pendelverkehr durch Jena erzeugen. Hier klaffen theoretisches Bekenntnis zum Klimaschutz und praktische Umsetzung des Geforderten meilenweit auseinander.“

Der Kindertagesstättenbedarfsplan weist 2020/21 für den Planungsraum Nord eine Unterkapazität von 210 Plätzen auf. Dies bedeutet im Vergleich zum Plan 2017/18 (50 fehlende Plätze) eine Vervierfachung der Angebotslücke innerhalb von vier Jahren. Auch die Ergebnisse der Elternbefragung im Bericht zur Kindertagesstättenbedarfsplanung 2020/21 zeigen dringenden Handlungsbedarf im Planungsraum Nord. Neben West/Zentrum weist Jena Nord mit 11,7 % den höchsten Anteil an Eltern auf, die auf einen Wunsch-Kita-Platz (bei insgesamt 5 anzugebenden Wunsch-Kitas) verzichten mussten. Einen Platz in der priorisierte Wunsch-Kita konnten nur 64,9 % aller Eltern erhalten. Insbesondere die Frage der Platzvergabe nach Wunschtermin zeigt den dringenden Bedarf des Nordraums nach zusätzlichen Kitaplätzen. So erhielten nur 71,6 % der Eltern im Planungsraum Nord einen Kita-Platz zum Wunschtermin. Dies ist mit Abstand der schlechteste Wert aller Planungsräume und stellt Eltern beim Widereinstieg in den Job nach der Elternzeit vor erhebliche Probleme.

„Die nördlichen Jenaer Ortsteile sind die am stärksten wachsenden unserer Stadt. Aktuell befinden sich in Jena-Nord Bauvorhaben mit über 250 familienfreundlichen Wohnungen vor der Fertigstellung oder es sind Bebauungsplanverfahren in der Arbeit“ so Ortsteilratsmitglied Johannes Schleußner. „Im Ortsteil Zwätzen, wo der Kindergarten letztlich entstehen soll, werden aktuell zusätzlich bis zu 1000 Wohnungen und Häuser für junge Familien errichtet. Dies alles lässt ein weiteres starkes Wachstum der Angebotslücke an Kindergartenplätzen im Norden erwarten. Auch deshalb hat der Stadtentwicklungsausschuss erst im März 2021 die Entstehung eines Kindergartens am Standort mit großer Mehrheit befürwortet.“ „Wir hoffen daher im Interesse der Menschen hier in Jena Nord, dass der Stadtrat der Empfehlung des Stadtentwicklungsausschusses folgt und sein im letzten Jahr einstimmig getroffenes Votum bestätigt, und den Bau eines Kindergartens im Nordraum endgültig beschließt“ so Vietze und Schleußner abschließend.